Djerba ist ein wunderbarer Ort, an dem man sich leicht orientieren kann, wenn man die harten Regeln kennt. Die meisten Probleme entstehen nicht wegen „der Insel“, sondern weil Neuankömmlinge europäische Gewohnheiten mitbringen und tunesische Besonderheiten unterschätzen. Hier erfährst du alles über die größten Fehler und wie du sie am besten vermeidest.
Inhaltsübersicht
90 Tage „einfach laufen lassen“
Viele von ihnen bleiben über die visumfreien 90 Tage hinaus und zahlen erst am Flughafen. Ja, eine Geldbuße wird fällig, wie die britischen Behörden bestätigt haben. Erfahrungsberichte nennen 20 TND pro (angebrochener) Woche nach Tag 90; ab sehr langen Überziehungen kann die Wiedereinreise befristet gesperrt werden. Ich empfehle dir von Herzen, rechtzeitig zu verlängern oder die Carte de Séjour anzustoßen.
Besser so: Spätestens vier Wochen vor Ablauf zur Polizei (Préfecture/Commissariat) gehen – oder die Aus- und Wiedereinreise sauber planen.
Arbeiten ohne Arbeitserlaubnis
„Ich helfe in der Tauchschule, nur während der Saison.“ Ich freue mich, dir mitteilen zu können, dass es offiziell weiterhin als Arbeit gilt. Wenn du eine Arbeitserlaubnis benötigst, kannst du dich an das Arbeitsministerium wenden. Deine Arbeitgeberin oder dein Arbeitgeber muss in diesem Fall darlegen, warum die Stelle nicht mit einer Person aus der Region besetzt werden kann. Ohne Genehmigung riskierst du leider Bußen und Ärger bei Aufenthaltsfragen.
Besser so: Online/remote für Auslands-Auftraggeber arbeiten – oder mit Arbeitgeber vorab die Genehmigungskette klären.
Immobilien kaufen „wie in Europa“
Der Klassiker: Anzahlung leisten, bevor klar ist, ob Ausländer das Objekt überhaupt erwerben dürfen. Ohne Genehmigung des Gouverneurs ist ein Kauf für Ausländer nicht zulässig; landwirtschaftliche Flächen sind tabu. Verfahren dauern Monate.
Besser so: Erst Titelkette & Nutzungsart prüfen (Anwalt/Notar), dann Antrag beim Gouvernorat, erst nach Genehmigung zahlen.
Dinar-Regeln ignorieren
Der Tunesische Dinar (TND) ist eine geschlossene Währung: Import/Export ist grundsätzlich verboten. Re-Exchange beim Abflug ist nur in begrenztem Rahmen und mit Quittung möglich; ausländische Bargeldsummen müssen ab bestimmten Schwellen deklariert werden (Details variieren je nach Quelle; zuletzt nannten Behörden u. a. 5.000–10.000/25.000 TND-Äquivalente für Meldepflichten). Verstöße enden regelmäßig mit Beschlagnahmen.
Besser so: Fremdwährung/ Karte mitnehmen, in Tunesien wechseln, Quittungen aufheben. Vor Reise: aktuelle Zollgrenzen prüfen (Botschaft/Flughafen-Seite).
Das Auto „mal eben“ importieren
Temporäre Einfuhr ist möglich, aber befristet; dauerhafte Einfuhr bedeutet hohe Abgaben (Zoll, MwSt., ggf. Luxussteuer) und viel Papierkram. Als Tourist ist der Wagen i. d. R. nur kurzzeitig nutzbar; für Registrierung/Abgaben gelten strenge Regeln.
Besser so: Erst prüfen, ob du das Fahrzeug wirklich brauchst. Auf Djerba mieten ist oft günstiger/nervenärmer; für Dauerbetrieb klare Zollstrategie mit Spediteur/Agent.
„Gesundheit ist billig, passt schon“
Die Grundversorgung auf Djerba ist okay; komplexe Eingriffe werden eher in Tunis/Sfax oder im Ausland gemacht. Wer ohne Auslands-/Internationale Krankenversicherung anreist, spart am falschen Ende.
Besser so: Hausarzt/Klinik vor Ort identifizieren, Versicherung mit Auslandstransport abschließen, Chroniker-Medikamente auf Verfügbarkeit prüfen.
Falsche Erwartung an Behörden & Formulare
Tunesische Verwaltung ist papierlastig. Originale, beglaubigte Übersetzungen und mehrere Kopien sind üblich. Wer ohne Unterlagen kommt oder mit „Wird schon“ aufschlägt, sammelt Wege – und Frust.
Besser so: Checkliste führen (Pass, Miet-/Eigentumsnachweis, Versicherungs-, Einkommens-, Führungszeugnis- und Passfoto-Sätze). Termine früh anstoßen; Französisch hilft enorm.
„Weiße Karten“ und Ausreise-Zettel verwechseln
Früher gab es Landing/Exit Cards. Inzwischen setzen die Behörden an den Flughäfen überwiegend auf Passstempel; Reisende berichten, dass die weißen Karten seit etwa 2022 entfallen sind. Entscheidend bleibt: korrekter Stempel bei Ein- und Ausreise.
Besser so: Nach der Ankunft prüfen, ob ein Einreisestempel im Pass ist – fehlt er, direkt zum Schalter.
„Fahren wie zuhause“
Kontrollpunkte der Nationalgarde sind normal; Ausweis/Versicherung bereithalten. Internationale Führerschein-Übersetzung (IDP) wird teils verlangt, Mietwagenfirmen fordern ihn oft. Alkoholgrenze ist sehr niedrig; Kontrollen sind häufig.
Besser so: IDP + nationalen Führerschein mitführen, tagsüber fahren, Defensivstil annehmen.
Korruption unterschätzen – oder „mitspielen“
Kleine „Gefälligkeiten“ scheinen manches zu beschleunigen. Doch Tunesien liegt im CPI 2024 bei 39/100 (Rang 92/180) – sprich: Korruption wird ernst genommen und gleichzeitig als Problem wahrgenommen. Für Ausländer ist Schmiergeld ein Bumerang (Rechtssicherheit, Aufenthaltsfragen).
Besser so: Höflich, geduldig, aber strikt offiziell bleiben. Quittungen verlangen, Vorgänge protokollieren.
Zu wenig Liquidität & falscher Warenkorb
Das Leben ist günstig – sofern du lokal konsumierst. Importwaren (Käse, Wein, Markenprodukte) und „europäische Gewohnheiten“ treiben den Monat schnell hoch. (Preise schwanken; plane Puffer.)
Besser so: Markt, Saisonprodukte, tunesische Marken – und ein Notpolster für 6–12 Monate.
Sprache & Kultur als „nice to have“
Ohne Französisch (Behörden, Ärzte, Banken) und ein bisschen Darija (Alltag) bleibt man Tourist. Das macht alles teurer und langsamer.
Besser so: Direkt mit Sprachkurs starten; schon 20–30 Phrasen öffnen Türen.
Kurz-Check vor dem Start
- 90-Tage-Regel aktiv managen (Verlängerung/Neustempel/CdS).
- Währung: Dinar-Regeln & Devisen-Deklarationen kennen. Quittungen aufheben.
- Immobilien: Erst Genehmigung, dann Geld.
- Job/Business: Arbeitserlaubnis/Begründungspflicht beachten.
- Gesundheit: Privat-/Auslands-Police + Plan B (Tunis/Europa).
- Auto: Einfuhr-/Dauerimport realistisch kalkulieren.
Wenn du diese Punkte im Griff hast, verschwindet der „Papierkram-Stress“ – und Djerba fühlt sich rasch nach Zuhause an.